Rolf Rappaz‘ (1914-1996) umfangreiches konkretes Werk ist flankiert von einer grossen Serie von Frottagearbeiten, welche ab den 1970er Jahren auf Spaziergängen und Ferienreisen entstanden sind. Während der Naturbezug aus den geometrisch konstruierten Arbeiten weitgehend ausgeschlossen ist, bringt das alte Druckverfahren der Abreibung die Natur ganz direkt und unmittelbar auf die Leinwand. Die Frottage wird zum autonomen künstlerischen Stilmittel, das die umgebende Wirklichkeit weder nachahmt noch darstellt, sondern ihre verborgenen Strukturen sichtbar macht und ins Bild setzt.

Fundstücke aus der Natur stehen auch im Zentrum der Arbeiten von Barbara Altrego (*1943). Für ihre Mobiles arrangiert die Künstlerin Holz in allen Formen zu filigranen, poetischen Kompositionen. Die schwebenden Kreationen aus glattgeschliffenen Ästen und Sägeabfällen interagieren spontan mit Luft und Licht: Schon ein feiner Luftzug lässt gänzlich neue Formen entstehen, wobei die Sonnenstrahlen hieroglyphische Schattenspiele an die Wand werfen. Durch den kreativen Akt unterbricht Altrego den natürlichen Prozess des Zerfalls und erweckt die flüchtige Schönheit der Natur zu neuem Leben.

Das Verhältnis von Natur und Kust ist seit jeher eines der grossen Themen der Ästhetiktheorien. Kunst wird im Gegensatz zur Natur von Menschenhand geschaffen. In den Arbeiten der beiden Künstler wird die Grenze zwischen diesen Sphären vielfältig umspielt und auf spannende Weise neu zur Debatte gestellt.

10.01.16 – 25.02.16