Ausstellung:
23. September – 15. Oktober 2023

Vernissage:
Samstag, 23. September 14–18 Uhr,
15 Uhr Führung

Finissage:
15. Oktober, 14–17 Uhr,
15 Uhr Führung

-> Website Armin Vogt

In Basel kennt jede/r das Logo der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) und das Logo der Automarke FIAT, die vier kursiven Buchstaben in den vier eckigen Feldern sind selbst  Kindern geläufig. Sozusagen unbekannt ist, dass die beiden Marken vom selben Gestalter stammen. Armin Vogt (*1938) zeichnet dafür verantwortlich. Seine Laufbahn als Gestalter, Galerist, Verleger und Kurator ist beeindruckend. Eine tabellarische Auflistung findet sich am Ende dieses Textes. Armin Vogt hat auf den Gebieten des Plakats, der Verpackung, des Logos, der Marken, der Fotografie und der Bücher Wesentliches geleistet und Zeichen gesetzt. Seit 2016 widmet er sich zudem mit Begeisterung und unermüdlichem Engagement, das weit über das Übliche hinausgeht, um die Ausstellungen und das Wohlergehen des Rappaz Museums Basel. Das war eine logische Folge in seinem langen Leben, dessen Anfänge die Kunstkritikerin Annemarie Monteil folgendermassen beschrieben hat: «Während der Lehrzeit in Zürich begeisterte er sich für die Zürcher Konkreten, Lohse, Graeser, Bill gehören dazu. Aber er sei nicht Künstler, sagt Armin Vogt: ‹Ich bin Grafiker›, – und nimmt doch manches mit: Fingerübungen mit Holzschnitt, Collage, Zeichnung fliessen in die Grafik ein. In seinem Schaffen verbindet er die Freude am Spiel des freien Künstlers mit der strengen Ordnung der Geometrie. Daraus entwickelte er die ‹Handschrift Armin Vogt›, die nicht hammerschlagartig zu definieren ist. So umfangreich die Aufgaben in technischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, gastronomischen Bereichen waren: weder Trends noch Moden sind auszumachen.» (Annemarie Monteil: Ordnung und Sparsamkeit, in: Armin Vogt: Eine Art Bilanz. Chamaeleon Verlag Basel, 2012/16). Von den Zürcher Konkreten, aber auch von Johannes Gachnang, dem bedeutenden Kurator, Schriftsteller und Künstler, mit dem er jahrelang befreundet war, zum Grafiker und Künstler Rolf Rappaz ist es ein kleiner Schritt. Kein Wunder leitet er das Rappaz Museum. Und es frustriert ihn, dass dieses Kleinod in Basels Museumslandschaft geschlossen wird. 

Ich habe ihm empfohlen, die zweitletzte Ausstellung des Rappaz Museums seinen eigenen Plakaten zu widmen. Nach langem Zögern, Armin Vogt hat es immer vermieden, seine eigene Tätigkeit ins Rampenlicht zu stellen, hat er einem solchen Vorhaben zu-gestimmt. Seien es die Plakate für das «Jazz-by-off-Beat»-Festival, für Piatti-Küchen, für die Diavolezza-Bahn AG, die Eröffnung des Basler Museums für Gegenwartskunst oder für die Pariser «Galeries Lafayette», sie alle tragen seine Handschrift. Ältere Generationen erinnern sich bestimmt an seine Plakate und freuen sich auf ein Wiedersehen, jüngere Generationen sind erstaunt, was alles schon gemacht wurde, und lassen sich von Armin Vogts Plakaten inspirieren. Für Armin Vogt muss nicht nur die zu kommuni-zierende Message auf dem Plakat klar und eindeutig sichtbar werden, Armin Vogts  Plakate zeichnen sich auch durch einen gestalterischen Humor aus, so als würde sich das Kind in ihm über einen gelungenen Streich freuen. Es ist nichts Plakatives daran, es ist eher eine Lust am Fabulieren, deren Sinn man erst beim zweiten Hinblicken erkennt. 

So ist beispielsweise die Gondel der Lagalb-Diavolezza-Bahn von weissen Wolken vor stahlblauem Himmel umgeben, doch die Wolken breiten sich auch über das Gehäuse der Gondel aus und suggerieren ein durch die Wolken schwebendes Gefährt. Für den Fiat  «Typ 128 – Traction avant» hat er 1969 ein Plakat entworfen, das neun Abbildungen des genannten Typs zeigt, wobei die Buchstaben der Ankündigung in insgesamt sechs Farben eingefärbt wurden und so in einem starken Kontrast zu den schwarzen Automobilen stehen. Auf dem Plakat für das Museum für Gegenwartskunst sieht man zwei Personen, Armin Vogt und den Architekten Wilfried Steib, wie sie Robert Delaunays «La Tour Eiffel», entstanden 1910/11, durch das Obergeschoss der verglasten Passerelle zwischen den beiden Gebäuden transportieren. Auf dem Plakat «Typographie kann unter Umständen lesbar sein» hat er schliesslich ein Mail seines jüngeren Kollegen, dem Grafiker Jiri Oplatek, vergrössert und zahlreiche Textstellen mit dem Marker so eingeschwärzt, dass man den Inhalt des Mails gerade noch versteht. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen. Armin Vogts Plakate folgen verschiedenen Strategien, um die  beabsichtigte Aussage und Botschaft zu transportieren und bei den Betrachterinnen  und Betrachtern zu platzieren.

Simon Baur

Biographisches:

  • 1938 geboren in Wädenswil 
  • 1954-1958 Ausbildung zum Grafiker in einem Werbeatelier und Kunstgewerbeschule Zürich
  • 1959-1960 Grafiker bei Paul Zürrer, Wädenswil
  • 1960-1961 Grafiker bei L’Action (Zeitschrift) und Galeries Lafayette (Warenhaus) in Paris
  • 1962-1963 Novità (Vogue Italia) in Mailand
  • 1963-1969 Grafiker (AD) bei Jean Reiwald AG, Basel
  • 1970 Selbständigkeit, Gründung einer eigenen Studio
  • 1969-1972 Gründung, Leitung G Galerie
  • 1975-2000 Präsident, Vizepräsident SGD, Swiss Graphic Designers, Regionalgruppe Basel
  • 1978-1987 Aufsichts-Kommission der Allg. Gewerbeschule/Schule für Gestaltung, Basel
  • 1980-2000 Prüfungsexperte, Fachkommission
  • 1982-1987 Kommission Museum für Gestaltung Basel
  • 1984 Gründungsmitglied SGV Schweizer Grafiker Verband
  • 1984 Gründungsmitglied von Chamaeleon Verlags AG (Verlag der SGD Schweiz)
  • 1985-1999 Mitglied Fachkommission Grafiker (Amt für Berufsbildung) Basel-Stadt, Jury-mitglied Schweizer Plakat des Jahres / SGV-Förderpreis, Jurymitglied
  • 1985-1988 Kunstkreditkommission Basel-Stadt, Versch. Publikationen in der Fachpresse
  • 1998-2005 Verein der Plakatfreunde Basel (Gründungsmitglied), Vorstandsmitglied
  • 2001 Gründung, Leitung Armin Vogt Galerie
  • 2005 Gründung, Leitung Chamaeleon Verlag / Armin Vogt (Übernahme des Markenrechts) / Fachlehrer an der Schule für Gestaltung Basel
  • Ab 2010 Stiftungsrat Swiss Graphics Design Foundation
  • Ab 2016 Kurator Rappaz Museum, Basel